Ein wesentliches Element, um die Konzeption und Umsetzung von Sorge analysieren und begreifen zu können, ist Zeit. Das betrifft zum einen die Uhrenzeit, die Individuen und Kollektiven zur Verfügung steht, um für sich und andere sorgen zu können. In Gesellschaften, die von Lohnarbeit dominiert sind, ist auch die Zeit erwerbsfähiger Personen dadurch geprägt. Daher sind auch Debatten um Erwerbsarbeitszeitverkürzung in dem Anliegen für eine geschlechtergerechte Umverteilung von Sorgeverantwortung zentral. Als Zielgröße kann Zeitsouveränität formuliert werden, d. h. bedürfnisorientiert über die eigene Zeit verfügen zu können und somit fremdbestimmte Zeit zu reduzieren. Zudem ist der Zeitbedarf für bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit hoch und lässt sich nicht ohne Qualitätsverlust verringern. Darüber hinaus ist Zeit unter Sorgeaspekten auch im Sinne der Generationengerechtigkeit bedeutsam, etwa wenn die Folgen eines sorglosen oder sorgsamen Umgangs mit der Um- und Mitwelt betrachtet werden (siehe Völkle 2022).